Orgelstimmen der Romantik
und ihre
Dispositionsgrundlagen
Füllstimmen
Quinte 2 2/3' |
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ist der 3. Teilton des 8' Principals
(8/3=22/3), und verstärkt bei hinzugezogenem 8' den Grundton, was den
Prinzipal 8' an Fülle und Glanz gewinnen lässt. Dies war der Grund
warum man um 1912 von Füllstimmen sprach. Voraussetzung ist, dass die
Füllstimmen selbst weniger Teiltöne produzieren. Dies ist auch bei der
Kombinationstönen wichtig.
(siehe auch
Abhandlung:"Differenztöne was ist das?")
Mensuren sind wie
bei den Principalen oder etwas weiter = Nasard. Intonation: schwächer als
Principal und obertonärmer, auch die Stimmhaltung wird dadurch besser.
Bei der
EFW-Orgel ins Ulmer Münster 1856 gibt es nur einen 2 2/3' bei 100
Registern, da diese Stimmen in den Mixturen genügend enthalten ist
Quinte wurde
gerne als Erzeuger der Kombinationstöne (Differenztöne= entdeckt von
Sorge 1740, verfeinert von Tartini, realisiert von Vogler-EFW) Quint
10 2/3' + 16' ergeben den Differenzton 32' oder 5 1/3' + 8' =16' .
Grundlegend bei Ffm-Paulskirche von EFW angewandt.
Klangbeispiele
Quintbass 10 2/3'
HW, Röver-Orgel Drochtersen,
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Terz |
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kommt als
Füllstimme in Fußlagen 6 2/5', 3 1/5' und 1 3/5' vor. Ladegast hat in
Nikolaikirche Leipzig und Dom Schwerin sogar 12 4/5' gebaut. Dies ist
als 64/5 Teilton des 64', während die anderen 32/5, 16/5 und 8/5 die
im Zähler benannten Grundtöne verstärken.
wie oben
vermerkt, muss auch die Terz recht obertonfrei intoniert sein, damit
sie ihre Funktion als Verstärkung des Grundtons 8', 16' oder 32' gut
ausführen kann.
in der
Spätromantik kaum noch als Einzelstimme verwendet : Ffm-Paulskirche
werden diese beim Umbau entfernt |
Septime |
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kommt als 32/7=4
4/7', 16/7=2 2/7' und 8/7= 1 1/7 vor
in
Walcker-Orgeln kaum auffindbar |
Gemischte
Stimmen - Mixtur |
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Die Bezeichnung Mixtur 3fach besagt,
dass diese Stimme 3 Teiltöne des Grundregisters verstärkt, indem eben
3 Pfeifen diese Teiltöne synthetisch wiedergeben. Beginnt die Mixtur
mit 2 2/3'-2'-1 1/3' so sind dies der 3., 4. und 6. Teilton des 8'.
Bei großen Orgeln
in der Regel 6fach, 5fach, selten 8fach und mehr. (im Mittelalter wie
Notre Dame zu Dijon 22fach, Praetorius berichtet von 42-44fache M.)
Bei
EFW ist immer eine Terz enthalten, diese Terz oft als Spitzflöte, was
von den Söhnen beibehalten wurde. In Hoffenheim ist es
C : 2 2/3' - 2' - 1 3/5' - 1'
ab c1 durchlaufend :
4' - 2 2/3' - 2' - 1 3/5'
MIXTUR 6fach 2 2/3’ in Hauptwerk,
Walcker Opus 306, Wien Votivkirche
Terzchor konisch, 6fach in Probezinn mit
Expression, 324 Pfeifen |
C |
4’ged |
- |
2 2/3’ |
- |
2’ |
- |
1 3/5’ |
- |
1’weit |
- |
1’eng |
c |
2’ |
- |
1 1/3’ |
- |
1’weit |
- |
1’eng |
- |
4/5’ |
- |
1/2’ |
c’ |
1’weit |
- |
1’eng |
- |
2/3’ |
- |
1/2’ |
- |
2/5’ |
- |
1/5’ |
c’’ |
1’ |
- |
1/2' |
- |
1/2' |
- |
1/3’ |
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1/4’ |
- |
1/5’ |
c’’’ |
1/2' |
- |
1/4’ |
|
1/4’ |
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4/6’ |
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1/8’ |
|
1/5’ |
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Klangbeispiele
Mixtur
3fach
HW, Röver-Orgel Nordleda,
St. Nikolai, Bj. 1892
Mixtur 4f 2 2/3' mit Terz, HW, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden,
Mixtur 3f
HW, Röver-Orgel Drochtersen, St.
Johannis, Bj. 1895
Mixtur 4fach 2' HW,
Furtwängler-Orgel, Hemmor, Ev. Kirche Bj. 1898
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Kornett - Cornett |
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cornu lat.=Horn,
am besten 5fach
ab C 8' - 4' - 2 2/3 - 1 3/5', damit sind die Teiltöne 1. - 2. - 3. -
5. abgedeckt. Das Kornett sollte immer im HW = I.Man oder II.Man.
aufzufinden sein. Der 8' ist oft als Rohrflöte oder Gedeckt. In
Ffm-Paulskirche baut EFW Cornett.
C- 10 2/3'
(durchgehend) ab c' 8 - 6 2/5 - 4 dazu, was nicht die Teiltöne sondern
die Differenztöne mit 16' usw. produzieren soll (in Ulm sogar 8fach).
Pedal manchmal als Cornett 4', 4-5fach. In Stgtt Stiftskirche baute
EFW Cornett 16'-8-51/3-3 1/5'
Interessant ist die Pedaldispo in Ffm
von EFW, wo die Stimmen Kontrabaß 32', Princ.16',Quinte 10 2/3',
Octave 8' und Terz 6 2/5',was ein 5faches Kornett zum 32' ergab -
wurde aber leider schon 1899 von Walcker abgebaut
Kornettpfeifen
sind weiter als Principal. Die Octaven werden wie Princ. intoniert,
während Quinte etwas schwächer ist. Terz ist am schwächsten - so
verschmelzen die Partialtöne am besten - nicht einfach !
voller,
harmonischer, glänzender Klang, der nie ins Schreiende übergeht. Bei
zu lauten Quinten, Terzen kein gutes Verschmelzen mit dem
Prinzipalpleno.
Gut verwendbar
als Unterstreichung von Solostimmen. Bourdon 16 + Kornett oder
Trompete 8' + Cornet, usw. aber auch als Solostimme
Klangbeispiele
Cornett 8'
NW, Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904
Cornet 3fach
HW, Röver-Orgel Drochtersen, St.
Johannis, Bj. 1895
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Progressio
harmonica |
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Erfindung von
Musikdirektor Wilke aus Neu-Ruppin (1839) Sauer baute in Fulda -
Domorgel eine Progressio-harmonica 4-6fach mit 5 1/3' - 4' - 2 2/3 -
2- 1 1/3'-1' . Etwas enger als Kornett, weiter als Prinzipal, starke
Intonation
Bei Walcker
findet sich diese Stimme oft im 2.Manual größerer Orgeln, z.B. Erfurt
Ph 22/3' 3-5fach, auch Kassel, Neue Ev. Kirche, dort 2-3fach.
Stiftskirche Landau 2-4fach |
Harmonia aetheria
2 2/3' 3fach |
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st infolge ihrer
engen Mensur eine schwach streichende und diskrete Mixtur, die man
gewöhnlich auf dem dritten (schwächsten) Manual antrifft. Nach Mensur
und Intonation entsprechen die Pfeifenchöre dem Geigenprincipal. Ist
gewöhnlich dreifach. E.F.Richter schreibt in Katechismus der Orgel,
1896, bei geschlossenen Schweller und vollem Werk verleiht die
Harmonia aetheria dem Werk "die bezaubernde Wirkung einer scheinbar
aus weiter Ferne, ja aus überirdischen Höhen herüberklingenden Orgel".
Walcker baute im
Gewandhaus Leipzig,Dom Lübeck, Christuskirche Aachen, Petrikirche
Lübeck, Philharmonie Warschau, u.v.a.. |
Scharff (Akuta) |
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unterscheidet
sich von der Mixtur dadurch, dass sie oft eine Terz enthält und etwas
enger als die Mixtur mensuriert wurde. Eine übliche Zusammensetzung
basiert auf dem Dur-Dreiklang c'-e'-g',
also 2'-1 3/5'-1
1/3'. Beim vierfachen Scharff kommt der 1' und beim fünffachen der 2
2/3' dazu. Das Register repetiert analog der Mixtur.
Bei Walcker
kommt das Register nicht oft vor, aber in Mühlhausen/Elsaß stand ein
Scharff 1' 3fach im I.Man. neben Fourniture 2' 6fach und Cornett 8'
5fach, während im III.Man. keine Mixtur mehr disponiert war.
in Wien Stephansdom steht im I.Manual
neben einer 6fachen Mixtur 4' und einem Kornett 8' 5fach, ein Scharff
anderer Art nämlich 1 1/3'-1'-2/3'-1/2'
Bei EFW gibt es
Scharff meist 3fach als 1'- 4/5' - 1/2' |
Zimbel, Cymbel |
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die kleinste
gemischte Stimme mit enger Mensur, bei romantischen Orgel oft scharf
durch hohen Winddruck. Grundgedanke bei Romantikern war Oktavchöre:
1-1/2-1/4 als Krone zum 16'. Bei Voit in der Stadthalle Heidelberg
finden wir im zweiten Manual: 1-1/3-1/2-1/4' mit Quinte ergänzt.
Sauer baute in Dom Fulda: 1 3/5'- 1 1/3'- 1 1/7 damit wird 5.,6. und
7. Paritalton bedient. In der Bonner Stiftskirche baute Klais 1908
noch 2' und 1' dazu, also: 2'- 1 3/5'- 1 1/3'- 1 1/7-1' , was
hervorragende Klangkrone gewesen sein sollte.
Eberhard
Friedrich Walcker baute ins II.Manual der Ulmer Münsterorgel 1856 eine
Cymbal 1'-1/2'-1/4' als Teiltöne für den Gedeckt 16' und Salicional
16', also auch als Teiltöne die von Streichern herrühren. In der
Agramer EFW-Orgel findet sich eine Cymbal 1 1/3' 5fach |
Rauschquinte 2 2/3' |
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enthält meist
nur 2 Chöre, welche den 3. und 4. Partialton verstärken sollen und ist
oft im I.Man. disponiert. Da beide Chöre eine Quarte bilden, wurde das
Register auch früher "Quarte" genannt, was logisch falsch ist, da wir
die Aliquoten vom Grundton aus bemessen und bezeichnen. Die
Rauschquinte repetiert nicht, sie füllt. Beide Chöre erzeugen als
Differenzton den Grundton. Wird zum Tutti registriert.
Walcker
baute in Ludwigskirche Saarbrücken neben Mixtur 4fach, Kornett und
Cymbel diese Rauschquinte ins I.Man, so auch in Philharmonie Berlin.
Schlag&Söhne,
Schweidnitz verwandte dieses Register öfter. |
Sesquialtera 2
2/3' + 1 3/5'
bis 10 2/3'+ 6 2/5' |
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Sexquialtera,
Sesquialter liefert den 3. und 5. Partialton, hat also die
Bestandteile 2 2/3' und 1 3/5' (g - e´),
welche unter sich eine Sext bilden, was den Namen hergibt. Sesquialter
wird ohne Schärfe intoniert mit weiter Mensur. In Klangstärke werden
Terz und Quinte gleichermasser intoniert. Wie der oberste Chor des
Kornetts, so repetiert die Sesquialter nicht. Rohrflöte oder Principal
8',Oktav 4', 2' und Sesquialter ergeben ein Kornett.
Walcker baut in
der Riesenorgel zu Riga im I.Manual die Sesquialter zum 16', wo sie
dann aus 5 1/3' und 3 1/5' besteht. Im Pedal dieser Orgel steht eine
Sexquialter 10 2/3' und 6 2/5' als 3. und 5. Partialton zum
Principalbass 32'
Oft werden die
Stimmen 10 2/3' und 6 2/5' einzeln gebaut (Wien, Stephansdom) |
Tertian 1 3/5' - 1 1/3' |
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beim Tertian
liegt die Quinte oben, er verstärkt also die Partialtöne 5 und 6, e'-g',
welche eine Terz auseinander liegen, was hier die Namensgebung
bewirkte. 1 3/5' - 1 1/3' sind die Partialtöne des 8',
3 1/5' - 2 2/3'
jene des 16'. Da Terz und Quinte oft einzeln disponiert werden kommt
das Register selten vor. |
©2005 Gerhard Walcker-Mayer
Eschringerschringerstr. 7
D-66271 Bliesransbach
gewalcker@t-online.de
®walckerorgel.de
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Bilder und
Klangbeispiele
Bildbeispiel01
Mixturpfeife
Walcker-Orgel in Krefeld
Bildbeispiel02
Quinte 2 2/3'
Walcker-Orgel in Krefeld
Bildbeispiel03
Terz der Mixtur
Walcker-Orgel in Krefeld
Bildbeispiel04
Cornett-Pfeifen
Walcker-Orgel in Mimbach,
Opus 170, Bj. 1862
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