14.05.2007


Orgelstimmen der Romantik

und ihre

Dispositionsgrundlagen

 

 

Geigenchor

 

Die Streicher und Gamben waren die Hauptangriffspunkte der Orgelbewegung bei den romantischen Orgeln. Auch hier ist vom Klang (nicht von der Namensgebung) her sehr zu differenzieren welchen Zweck und welche Aufgabe das Register haben soll. Es stellt sich die Frage, soll man Gemshorn 8', Hohlflöte 8', Schweizerflöte 8' hier einsortieren, und was ist mit Fernflöte 8' (auch Harfpfeife)? Grundsätzlich kann man unterscheiden zwischen enge Principale = Geigenprincipal, Gamben, Streicher und Labialstimmen mit sehr enger Mensur. Die Namen der Register sagen jedoch nicht eindeutig über die Mensur aus. Wir können jedoch sicher sagen, dass die Reihenfolge I.Manual Viola di Gambe 8', II.Manual Salicional 8' und III.Manual Aeoline 8' oder Harmonika 8' die normale Streicherdynamik charakterisiert. Jedoch ist damit nichts über die Mensur ausgesagt. Denn der Salicional ist in der Regel etwas weiter als die Gambe, während die Aeoline oder Harmonika auch das engste Register sein dürfte. Die Gambe hat einen streichenden Ton, der von Blasgeräuschen begleitet wird, was als "Strich" bezeichnet wird. Dies hat der Salicional, der etwas schwächer als die Gambe intoniert wurde, nicht. Der Salicional ist etwas weiter aufgeschnitten. Am schwächsten sind die Streicher im III.Manual, deren Füße je nach Winddruck stark zugekulpt sind, und die hinter einer Schwellwand ihren herrlichen Zauber entwickeln können.

Hier spielt der Gedanke des "Echo" eine Rolle, was sich in Werkbezeichnungen und Registernamen wieder finden lässt. Noch während der Reformbewegungen werden viele "echte" Echowerke gebaut, so in Bad Nauheim, wo über einer abstrakten Vierung hinter doppelten Schwellwänden durch eine Kirchendachöffnung ätherische Klänge einer 20m entfernten Orgel  zur Gemeinde hinunterrieseln konnten. 

 

         

Geigenprincipal 8'    

 

Kommt zuweilen auch als 8' oder 16' vor. Ist enger als Principal aber weiter als Gambe. Die tiefe Oktave ist oft aus Holz, Rest aus Zinn oder Zink. Niederer Aufschnitt. Obertonreicher, streichender und schneidender Klang in Richtung Gamba. Die ersten fünf Partialtöne sind beim Geigenprinzipal gut anzutreffen. Gegenüber Gambe ist er grundtöniger, gegenüber Principal schärfer, obertonreicher.

Walcker-Mensur Geigenprincipal Holz 117/94mm gegen Gamba 100/80mm und weiter Principal 8' 137/112mm. Bei großen Werken wo im I.Man Principal 16' steht ist dann im II.Man oft Geigenprinc.16', oder auch nur die Bezeichnung Princip.16', welche einen engeren Principal meint. Bei den Walcker-Orgel in Frankfurt-Dom, Aachen, Gewandhaus Leipzig und Riga sind im III.Manual Geigenprincipal 8' und in Riga dazu noch  Geigenprincipal 4' disponiert. Riga hat im VI.Man. einen Flötenprincipal 8'

Klangbeispiele

Geigenprincipal 8'NW, Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904

Geigenprincipal 8' HW, Röver-Orgel Nordleda, St. Nikolai, Bj. 1892

Geigenprincipal 8' OW, Röver-Orgel Drochtersen, St. Johannis, Bj. 1895 

Geigenprincipal 8' SW, Furtwängler-Orgel, Hemmor, Ev. Kirche Bj. 1898

 

 

Gemshorn 8' - 16'  8'  4' selten 2'

Gemshornbaß oder Großgemshorn 16'

Spitzflöte,

 

 

wird oft aus Probzinn und mit Seitenbärten gefertigt. Helmholtz stellt fest, dass die 5., 6. und 7. Partialtöne recht deutlich hervortreten, was den hornartigen, etwas streichenden Klang hervorbringt. Um diesen feinen Strich zu erhalten, darf der Aufschnitt nicht zu hoch sein. Verstärkt auch den 2' Partialton, also die Oktave. Der Klang der Spitzflöte ist schwächer.

Unterer Ø ist 2 bis 3 Teile des oberen Ø

Klangbeispiele

Gemshorn 8' HW, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden, St.Matthias, Bj.1907

 

 

Gambe  8' -16', 4'  - Viola di Gamba

Gambetta 4'

Spitzgamba,

 

hat seinen Namen von der Viola di Gamba, Kniegeige. Mit Anfang des 17.Jh, als man die Durchmesser-Mensuren der Pfeifen auf ihre Klangfarbeneinflüsse weiter gehend untersuchte, wurde das Register Gambe, Gamba, Viola di Gamba entwickelt. Hieraus sollten weitere Abstufungen wie Salicional, Fugara, Viola etc. folgen. Das Register wird oft  in Zinn, Zink, auch tiefe Oktave in Holz gefertigt Mensur ist sehr eng mit niederem Aufschnitt. Erzeugt zahlreiche und starke Obertöne. Bis zum 6. Partialton gut hörbar. Kurzes Anschlagen der Taste lässt den 3. Partialton deutlich hören. Bei gestrichener Saite sind diese hohen Obertöne besser hörbar als bei gerissener oder geschlagenen Saite.

Beim Bau dieser Gambenpfeifen ist neben Streicherbärten wichtig, dass die Expressionen rund 1 1/2' Durchmesser unter Pfeifenoberkante beginnen. Dies hebt den Obertonreichtum. Mit diesen Mitteln haben schließlich die Romantiker die Aliquoten ersetzt! Viele Orgelbauer heutiger Zeit wissen diese einfachen Regeln nicht und bauen völlig falsche Expressionen. Die Gambe ist, wie unter "romantische Disponierweise" erwähnt, dem Hauptmanual zugeordnet, wo sie meist als 8' steht. An der Walcker-Orgel in Riga haben wir aber auch 16'-8'-4' Gamben im I.Manual. Im Pedal wird meist Cello disponiert. Die Gambe verbindet sich vorzüglich mit den Bourdonen 16' und 8' da sie sich komplementär verhalten.

Bei Walcker  1909 ist die Gamba 8' mit 100/80mm als Holzpfeife  recht enger als Violon, Salicional oder Fugara. EFW besetzt das I.Manual in Ffm-Paulskirche 1834 mit Viola di gamba major 16' - Viola di gamba 8' -Fugara 4' und legt damit den Grundstein für die Disponierung romantischer. Gamberegister sind nicht einfach zu intonieren, da sie schnell überblasen und schwer ansprechen, besonders ohne Streichbart. Denn der Aufschnitt der Gambe ist sehr niedrig. EFW hat sehr schöne Gamben gebaut mit interessanten Bärten, die am Unterlabium angelötet waren.

In England wurden auch Gamben ähnlich den Dolcen gebaut, mit umgekehrten Kegel. Die so geformte Bauweise sorgte für schnellere Ansprache, hatte aber einen schwächeren Ton mit minder schneidendem Strich. ==> Bellgamba (Glockengambe)

Bei der Spitzgambe werden wie beim Gemshorn die 5.,6.,7. Partialtöne verstärkt, dieses Register ist mit der konischen Viola identisch.

Klangbeispiele

Gambe 8' HW, Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904

Gambe 8' HW, Röver-Orgel Nordleda, St. Nikolai, Bj. 1892

Gamba 8' HW, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden, St.Matthias, Bj.1907

Gambe 8' HW, Röver-Orgel Drochtersen, St. Johannis, Bj. 1895 

Gambe 8'  HW, Furtwängler-Orgel, Hemmor, Ev. Kirche Bj. 1898

 

 

Viola 8'  -Viole d'amour

 

Liebesgeige, ist im Bau und Klang der Gambe ähnlich. Erhält aber weniger Wind und damit weniger Strich. Sie hat lt. "klassischer Disponierweise" ihren Platz auf dem III.Manual, wird aber bei Walcker oft im II.Manual als Viola 8' eingesetzt oft in Verbindung mit Viola 4', wie in St.Peter Hamburg Op. 1728. In der Stephankirche Bremen Op.1295 findet sich dasselbe auf dem III.Manual

Bei Walcker Mensurliste v.1908 ist die Viola mit c° =46mm zwischen Gambe c° =51mm und Aeoline c° =44-42mm angesiedelt, die Harmonika hat nur c° =40mm. Ein ausgewachsener Principal hat dagegen gar c° =85mm

Im Hauptwerk EFW Frankfurt Paulskirche finden wir nur eine Viola major 16', ansonsten gibt es keine Viola-Stimme mehr in der ganzen Orgel - dagegen aber zwei Violon 16' in den Pedalen ! Bei Walckerorgel  Landau Prot.Stiftskirche findet sich  Viola d'amour 8' im II.Manual, in Ludwigsburg Ev. Stadtkirche ist eine Viola 4' im ersten Manual. Bei der Wiener Stephansdomorgel hat es Viola 4' im II. und im III.Manual

Klangbeispiele

Violine 8' HW, Röver-Orgel Nordleda, St. Nikolai, Bj. 1892

Viola 4'    HW, Röver-Orgel Nordleda

 

Violon 16'

 

Pedalstimme aus Tanne- oder Kiefernholz mit enger Mensur, daher etwas steichend, aber kräftiger Klang der trägt. Diskreter als Prinzipalton. Hat Seitenbärte mit Intonierrollen. Haas baute in Baseler Münster zwei Violonbässe 16' ins Pedal, einer aus engl.Zinn, der andere aus Holz. Ersterer mit scharfem Strich, letzterer zart streichend. Der Violon verbindet sich gut mit dem dumpferen Subbaß, da beide klanglich komplementär sind.

Violonbass bei EFW wurde oft kombiniert mit 8' und 5 1/3', letztere Pfeife als Rucksack auf die offene 8'-Pfeife draufgesetzt.

Haas, der bei EFW gelernt hat dürfte diese Disponierweise vom Meister aus Ludwigsburg gelernt haben, der dies bereits in der Frankfurter Paulskirchenorgel getan hat. Ein Violon 16' war ins Pedal I, der zweite im Pedal II eingebaut. Durch zwei Pedalklaviaturen anspielbar.Klar ist, dass der weichere Violon im II.Pedal gesetzt war. Auch beim Umbau 1899 wurden beide Violon 16' belassen. EFW hat diese beiden Violons auch in Ulm und in Helsinki wie erwähnt disponiert.

Klangbeispiele

Violonbass 16' Ped., Röver-Orgel Nordleda, St. Nikolai, Bj. 1892

Violonbass 16' Ped., Röver-Orgel Drochtersen, St. Johannis, Bj. 1895 

 

 

Kontrabaß 16' 32'

 

Kontraviolon, streichende Pedalstimme in Tonstärke dem Prinzipal nahe und kräftiger als Violon. Oft als Ersatz sowohl des Prinzipals wie des Violons gedacht. Material ist oft Holz, aber auch Zinn oder Zink. Steinmeyerorgel in München, Frauenkirche war mit Kontrabaß 32' bestückt, so auch Sauerorgel in Garnisonskirche Berlin.

Eberhard Friedrich Walcker baute in Frankfurt, Paulskirche Pedal den Contrabass 32', dazu  war hier ein Subbaß 32' und auch im I.Manual 32' Untersatz. Wird der Prinzipalbass aber ausgeführt, so entfällt in der Regel auch bei großen Orgeln der Kontrabass.

in den Walckermensuren von 1909 findet sich ein weiter und ein enger Contrabass 16'. C=174/145mm zu C= 189/157mm. Im Vergleich dazu Prinzipalbass 16' C=205/171mm und Violon C=160/133.

Klangbeispiele

Kontrabass 16' Ped., franz. Orgel

 

 

Violoncello 8' 16'

 

Pedalregister, das aus Zinn, Zink, Holz gebaut wird. Gambenbass des Pedals. Ladegast hat für die Schweriner Domorgel im Pedal das Cello 8' doppelt plaziert. Eines aus Holz das andere aus 14lötigem Zinn. Das Violoncello ist ein enges Register, das die Gambe im Pedal repräsentiert. Mit dem Subbaß geht dieses Register eine schöne Verbindung ein, mit Glanz und Kraft. Das Register ist schwächer intoniert als der Violon.

Bei Walcker etwas enger als Gambe C=100/80mm, Cello=92/73mm

 

Klangbeispiele

Violoncello 8'  Ped, Furtwängler-Orgel, Hemmor, Ev. Kirche Bj. 1898

Violonbass 16' und Violoncello 8' Ped, Furtwängler-Orgel, Hemmor, Ev. Kirche Bj. 1898

Violoncello 8'  Ped, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden, St.Matthias, Bj.1907

 

Salicional 8'

 

Salcional, Salizet, Salicet, lat. salix=die Weide, also Weidenpfeife. Wenig weitere Mensur als Gambe, aber höheren Aufschnitt, oft runde Aufschnitte, weniger Wind als Gambe, daher weniger Obertöne. Bis etwa 4. Partialton gut hörbar. Mehr Grundton als Gambe, weniger Strich. Klang geht mehr zu Prinzipal, aber lieblicher, weicher, zarter. Sanft singende Solostimme in Materialien, Zink, Zinn, Holz (C-H). Wie unter "romantische Disponierweise" angesagt, ist der Salicional in der Regel im II.Manual zu finden, es ist praktisch die Gambe des II.Manuals. Mit dem 16' Salicional lassen sich mit 8' Stimmen reizende Mischungen erstellen. Wie Bourdon mit Gambe, so stellt Salicional mit Gedackt eine schöne Verbindung dar, ergänzt vom Gemshorn.

Bauart ist oft ohne Streichbärte, wenn der Aufschnitt hoch ist. In Ulm baut Walcker Salicional 16' ins II.Manual, dafür den Salic. 8' ins erste Manual (auch in Lübeck, Domkirche und Strasbourg Garnisonkirche u.a.). In der Petrikriche St. Petersburg findet sich der Salicional 8' im III.Manual. In der Dom-Orgel Frankfurt wird im II.Manual Salicional 16' gebaut, der Salicional 8' im III.Manual. Hier sind die 16' Register I. und II in Diskant und Bass getrennt. Kommt auch als diskrete Pedalstimme vor auf 16'. Allerdings kaum bei Walcker, der auf Violon 16' und Cello 8' die Streicher im Pedal weitgehend begrenzte. Ausnahme ist Michaeliskirche Hamburg, wo ein Geigenbaß 16' und ein Salizetbaß 16' im Schweller des IV.Manuals aber vom Pedal aus gespielt wird, neben Cello 8' aus Zinn, eben möglich bei 38 Register allein im Pedal!

Klangbeispiele

Salicional 8' NW, Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904

Salicional 8' OW, Röver-Orgel Drochtersen, St. Johannis, Bj. 1895

Salicional 8'  UW, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden, St.Matthias, Bj.1907 

 

 

Dolce  8', 4'

Dolcissimo, Dolcissima

Dolcan, Dulcan

 

hat meist schwach trichterförmiger Pfeifenkörper, die nach oben erweitert sind, enge Mensur, Aufschnitt ist recht gering, oft gewölbt, Labien recht eng. Als Material wird meist Zinn-Bleilegierung verwendet, aber auch Holz C-H und Zink. Das Register ist sehr leise, so erhalten die Pfeifen wenig Wind, daher sind die oberen Partialtöne gering ausgeprägt, der zweite Partialkton ist dominierend. Sanfter , zarter Ton mit nur wenig Strich. In sehr enger Form nennt man das Register auch Dolcissima oder Dolcissima. Sehr oft ist die Dolce im I.Manual zu finden als schwache Streicherstimme gegen die stärkere Gambe gesetzt. Als Dolce 4' baute EFW diese Stimme in Boston ins III.Manual

EFW aber hat die Dolce 8' vornehmlich ins II.Manual palziert. (Ffm Paulskirche, Petersburg, Boston, Ulm) während seine Söhne sie später in Leipzig Gewandhaus, Aachen Christuskirche usw.  im ersten Manual auftauchen lassen, aber oft auch im II.Manual einbauten.

Das Register soll als unaufdringliche Begleitstimme zu einer Solostimme eines Nebenmanuals Verwendung finden, daher finden wir es in den unteren Manualen. Wenn es als 4' Stimme vorkommt ist es aber in den höheren Manualen plaziert, es verstärkt dann den 2. Partialton. Diese Stimmen verbinden sich gut mit den Flöten und Gedacktregister wie Bourdon 16'.

Walcker hat für Riga unter dem Namen Dulciana 8' im ersten Manual eine Dolce-Stimme kreiiert, wahrscheinlich aus England übernommen (in HH-Michaeliskirche heisst sie nur noch Dulcian 8'). Wurde später von Voit in die Stadthalle Heidelberg übernommen.

In Dieburg, Wallfahrtskirche habe ich eine alte Dolce 8' (siehe Foto) eingebaut, das mit der Koppelflöte 4' holzige Klänge wie ein Xylophon erzeugt. Das sehr schwach intonierte Register tritt immer noch im Pleno durch seinen eigenartigen hölzernen Klang, der durch Streichbart und Bauform gegeben ist, markant hervor.

Klangbeispiele

Dolce 8' HW, Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904

Dolce 8' UW, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden, St.Matthias, Bj.1907

Dolce 4'  SW, Furtwängler-Orgel, Hemmor, Ev. Kirche Bj. 1898

 

Portunalflöte, Portunal 8', 4'

Portune 4'

 

Erfindung von Müller, Breslau. Kommt offen oder gedeckt vor. Material normalerweise Holz. Klang ist sanft, klarinettenartig. Besondere Kernkonstruktion. Portune 4' ist ein Zungenregister, steht in Luzern im Pedal.

 

Harmonica 8'  (Harmonika)

 

hat zarten, feinen, etwas streichenden Ton, der zwar schwächer als der Salicional ist, aber die Äoline etwas an Stärke übertrifft. Sehr enge Mensur mit wenig Windzufuhr, wird meist aus hartem Holz gefertigt oder Metall, 12lötiger Zinnlegierung. Das Register findet sich als eines der schwächsten Register  im III.Manual. Sehr schön ist die Verbindung von Harmonika mit zartem Gedackt oder Flöte, wo es neue Klangfarben ergibt. Dieses Register dürfte erstmalig von EFW gebaut worden sein und zwar 1833 in die Paulskirche nach Frankfurt.

Bauart wie Traversflöte mit Frosch, aber weniger Windzufuhr, Kastenbärte.

In Ulm Münster baut Walcker 1890 einen Harmonikabass 16' ins Pedal.

Die Harmonika ist bei Walcker das engste Register in seiner Holzpfeifen-Liste von 1909, es hat beim C= 79/61mm gegen Aeoline 86/67mm, die Gamba hat 100/80mm.

EFW baute das Register konisch aus Holz mit Maßen C= 42x42mm /50x42mm, also oben weiter. Damit ist es eine Konstruktion vergleichbar der Dolce. EFW:"mit äußerst zarter Gambenintonation von Holz", so in Hoffenheim, wo das Register als Holzharmonika bezeichnet ist.

 

 

Aeoline 8'

 

ist die schwächste Stimme des Geigenchors. Ihr zarter fein  streichender, geradezu ätherischer Klang ist für andächtige Stimmungen wohlgeeignet. Dies wird bewerkstelligt durch sehr enge Mensur mit niedrigem Aufschnitt, wenig Windzufuhr und unter Verwendung von  Streichbärten. Meist wird Zinn verwendet, in der tiefen Lage Holz oder Zink. Der Name kommt wohl von der Äolsharfe. Sie wird in der Regel in den oberen Nebenmanualen, vornehmlich ins III.Manual, eingesetzt.

Für die Schweriner Domorgel baute Ladegast ein Rohrwerk mit engen Aufsätzen als Äoline 16'

Bei Walcker haben wir aus 1908 die Mensurangaben

Aeoline C= 65mm, gegen Gambe C=65mm, Violine C=58mm, weiter Principal 8' C= 165mm, alles lichte Ø

Walcker baute Aeoline, Aeolodikon auch als durchschlagende Zungen.

Klangbeispiele

Aeoline 8' HW, Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904

Aeoline 8' SW, Furtwängler-Orgel, Hemmor, Ev. Kirche Bj. 1898

 

Voix céleste 8', Jeu céleste 8'

Piffaro 8'+4'

Bifra 8'+4' und Biffaro 8'+2', Piffara,

(Tibia bifaris= doppelredend)

Celestina, Celestiana (meist 4')

Unda maris, Meerflaut

 

Himmelsstime, besteht aus engmensurierten Pfeifen, etwa 3-4 HT weiter als Äoline, aus Zinn, tiefe Lage entfällt oft oder ist aus Holz oder Zink oder zusammengeführt. In Schwebung gestimmt zum nächsten Streicher, was Salicional oder Äoline ist. Diese Schwebung kann höher oder tiefer zur normal gestimmten Pfeifenreihe sein. Vogler forderte die Verstimmung bei beiden Reihen, hier über- dort unterstimmt auszuführen. Um ein gleichmässiges Verstimmen auf  ganzer Tonskala durchzuführen mit etwa 1-2 Schwebungen im Bereich c'-g' sollte das Register in sich dynamisch gestimmt werden, nie ganz rein. Dies ist nicht einfach zu stimmen, und muss oft wiederholt werden. Auf Registerkanzellen sind diese Register exakter einzustimmen, da keine so starke Anziehung wie bei der Schleiflade vorliegen.

weitere Schwebungen sind Unda maris, Vox humana (Casparini), Meereswelle, Schwebflöte, Viola tremolo, Vox angelica, Engelstimme, Geigenschwebung, Cello celeste, Viola celeste. Jeu celeste in Strassbourg Prot. Kirche.

am schönsten klingt die Schwebung, wenn beide Register in der Mensur nicht gleich sind, also diese 3-4 HT Unterschied vorliegen. Außerdem meine ich ist sie besser als Überschwebung, also höher besser wirksam als umgekehrt.

findet sich bei Walcker oft zur Aeoline 8' im III.Manual.

Bei EFW findet sich Piffaro 8' +4' oder 8'+2' oder 4'+2'. Erster Chor gedeckt, dann zweifach mit Salicionalintonation. Walcker baute in Petrikirche Petersburg, in Boston, Musikhalle (hier sogar 2mal, im III.Manual als Piffara 2fach 4' und im IV.Man. als Bifra 2fach 8' und 4'), wobei auf jeder Kanzelle doppelte Pfeifen pro Ton stehen, die in der Tonhöhe um besagte Schwebungen differieren.

Auch Vox celestis 8' 2fach wurde gebaut (Riemann sagt Neuyork)

In Riga findet sich im III.Man. Bifra 8' und 4' mit doppellabierten Pfeifen, wobei ein Labium etwas höher steht als das andere, sodass diese leichte Schwebung entsteht.

Wilhelm Sauer führte die Voix céleste im Norden ein, er baute die Stimme 4 HT enger als Cavaille.

Von Gottfried Silbermann ist überliefert, dass die Unda maris seine Lieblingsstimme war, sie war tiefer gestimmt. Meerflaut in Oliva.

Voxcoelestis 8' HW, Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904

 

 

Fugara 8' 4'

Register aus Zinn, weniger in Holz oder Zink mit niedrigem Aufschnitt und reichlicher Windzufuhr, was einen gambenähnlichen Klang erzeugt. EFW verwendet das Register als Fugara 4' im I.Manual( in Ulm gibt es Fugara 8' und Fugara 4' im I.Man.), während es in Hoch-und Spätromantik eher auf den Nebenwerken zu finden ist. Dieser Wandel mach sich etwa nach Boston, 1857, bemerkbar, wo die Fugara 4' noch im I.Man. steht.  (Leipzig Gewandhaus, Lübeck Dom, Umbau Ffm Paulskirche kommt die Fugara 4' vom I. ins III.)

Bei der Walcker Pfeifenliste aus 1908 steht die Fugara 4' C mit 63mm Ø vor Salicional 4' mit 57mm, Gamba 4' 50mm, Aeoline 4' 42mm, Violine 38mm.

Klangbeispiele

Fugara 4' OW, Röver-Orgel Drochtersen, St. Johannis, Bj. 1895

Dulciana 8'

 

sehr enge und schwache Stimme, die der englische Orgelbauer Svetzler erfunden hat. Tiefe Oktave ist oft mit Gedeckt 8' zusammengeführt. Ist auf allen Manualen zu finden, da es im I.Man. wahrscheinlich oft die Dolce ersetzt. Siehe deswegen auch Dolce. Da Walcker die Funktion der Dolce im I.Manual später (HH-Michaeliskirche) auf die Dulciana 8' übertrug.

Die Dulciana der Engländer und Amerikaner ist nicht wie die deutsche Stimme, wo das Register zwischen Dolce und Salicional in der Staerke angesiedelt ist, sondern hier ist es die feinste und zarteste Stimme. Auch hier im angelsächsischen Raum handelt es sich um eine Familie ähnlich den Principalen, die chormaessig auftreten. Siehe unser Bild von REUTER, das 1954 entstand "Voicing the Dulciana"

 

Trinuna 8' und 4'

 

äußerst schwache Intonation (Breslau Vincenzkirche, Berlin Petrikirche)

Fernflöte 8', Echoflöte oder nur Echo 8'

Harfpfeife 8', Stillflöte 8'

Echoflöte oder Echo ist in einem separaten Kasten eingeschlossen, der in der Regel schwellbar ist

 

 

verschiedene Streicherkombinationen

Klangbeispiele

Streicherklänge01 OW, Röver-Orgel Drochtersen, St. Johannis, Bj. 1895

Streicherklänge02 OW, Röver-Orgel

Streicherklänge03 OW, Röver-Orgel

Streicherklänge04 OW, Röver-Orgel

 

ANMERKUNGEN zu

ARISTIDE CAVAILLÉ-COLL und seinen STREICHERSTIMMEN

In der nachfolgenden Statistik erkennen wir den Zusammenhang von Gambe, Salicional und Voix céleste bei den Orgeln A.Cavaillé-Colls :

 

Ort

Bj

HW I

POS II

SW III

Ajaccio

1843

Violoncelle 8’, Dulciane 4’    

Salicional 

keine

Paris St-Vincent

1854

Gambe 16’, Salicional  

Salicional

keine

St-Thomas d’Aquin

1861

Salicional

Gambe

Gambe, Voix céleste

Nancy

1861

Gambe 16+8       

Gambe  

Gambe, Voix céleste

St-Dizier

1862

Gambe

Salicional

Gambe, Voix céleste

Bayeux

1862

Gambe

Salicional

Gambe, Voix céleste

St-Etienne du mont

1863

Gambe

kein

Salicional

Lisieux

1871

Viole de gambe   

Viol de Gambe, Voix céleste

keine

Lyon St-François

1880

Salicional

Dulciana

Gambe, Voix céleste

Fécamp

1883

Violoncelle 

Salicional

Gambe, Voix céleste

St-Etienne Caen

1885

Gambe

Salicional

Gambe, Voix céleste

Le Havre

1888

Violoncelle 

Salicional

Gambe, Voix céleste

Amiens

1889

Violoncelle 

Salicional

Gambe, Voix céleste

Toulouse St Sernin

1889

Gambe

Salicional

Gambe, Voix céleste

Rouen, St-Ouen            

 

Salicional

Dulciana

Viole de gambe, Voix céleste

Cavaillé-Colls Hauptwerk-Gamben sind “Mezzo-forte”, und dienen dazu, die “choeur des fonds” straffer und klarer zu  machen. Diese « choeur des fonds » sind immer auf nachfolgende Weise zusammengesetzt, die Registernamen können variieren:

Montre 8’

Gambe 8’

Flûte harmonique 8’

Bourdon 8’

Die anderen Streicher sind zarte Solostimmen. Tatsächlich sind die Streichern bei ACC eher spärlich vertreten. Der Gedanke des Abschwächungsprinzip ist bei ACC insofern erhalten, als das HW das stärkste Manual bleibt, wogegen das Récit mit dem Zungenchor fast genauso stark wirkt. Ursprünglich war das Schwellwerk  eher ein schwaches III. Manual. Später aber wandelte sich das SW zu einem großen, wichtigen und wuchtigen Manual mit Zungenchor und Mixtur. Cavaillé-Coll versuchte, besonders für Notre-Dame Paris, Terz-Mixturen zu realisieren, was aber die französischen Organisten nicht wollten. Einige Jahre später wurden dieTerzen entfernt. Daher finden wir Terzen nur im Weitchor (Cornet und Jeu de Tierce).

Dies hat für das Tutti eine besonderes Bedeutung : Die Zungen und die Cornette müssen starker intoniert sein, als die anderen Register, weil die Mixturen nicht als “Brücken” dienen können. Daher ist das ACC-Tutti stark zungenorientiert.    (PL)

 

 

 

 

 

 

 

©2005  Gerhard Walcker-Mayer

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Bildbeispiele

Bildbeispiel01

Geigenprincipal 8'

Walcker-Orgel in Krefeld,

Op.1112. Bj. 1903

 

Bildbeispiel02

Aeoline mit Steichbart

Archiv Gerhard Walcker-Mayer

 

Bildbeispiel03

Dolce 8'

Walcker-Orgel in Krefeld,

Op.1112. Bj. 1903

 

 

 

Bildbeispiel04

Violine - Walcker

Ausstellung Recklinghausen

 

Bildbeispiel05

Salicional 8' d'''

 der Walcker-Orgel in Quito/Equador, Op.2117, Bj. 1925

 

 

 

Bildbeispiel06

Vox coelestis 8' c

Walcker-Orgel in Krefeld,

Op.1112. Bj. 1903

 

 

Bildbeispiel07

Dolce 8' c

Wallfahrtskirche Dieburg

Bj. ca. 1920

 

 

Bildbeispiel08

Gambe 8' 

Mersch/Luxembourg

Bj. ca. 1960

 

 

Bildbeispiel09

Salicional 8' 

Schlimbachorgel Nieder-Roden

 

 

Bildbeispiel10

Fugara 4'

Walcker-Orgel in Namur, Belgien

 

 

Bildbeispiel11

Aeoline 8'

Dieburg, Wallfahrtskirche

 

Bildbeispiel12

Dulciana 8'

Voicing the Dulciana

(by REUTER)

 

Bildbeispiel13

Violoncell 8'

Walcker-Orgel

Wemmetsweiler 1903

90mmWS

 

Bildbeispiel14

Dolce 8'

Walcker-Orgel

Wemmetsweiler 1903

90mmWS