Orgelstimmen der Romantik
und ihre
Dispositionsgrundlagen
Gedackte UND HALBGEdACKTE
Alle gedeckten
Stimmen (engl. covered stops, franz. Bourdons, Jeux bouchés) haben
zylindrische, kubische oder prismatische Bauform, und sind von dunklem,
ruhigen aber vollen Klang. In Lautstärke und Klangfarbe weichen gedeckte
Stimmen vor allem durch Mensur, Material und Intonation ab. Hier spielen
zum Beispiel erhöhter Windzufluß und erhöhter Aufschnitt eine noch
markantere Rolle als bei den offenen Labialstimmen. Nach diesen
Gesichtspunkten werden die Namen der verschiedenen Gedackte vergeben:
Lieblich-, Sanft-, Still-, Zart-,Gross-, Grob-Gedackt. Weite Gedackte
geben den Grundton ziemlich rein wieder, während enge Gedackte sehr
deutlich die Duodezime mitklingen lassen(Quintatön). Bei schlecht
mensurierten oder intonierten Gedackten hört man gar nur die Duodezime.
Die erste
gedackte Stimme wurde 1508 in Holland gebaut und wegen ihres summenden
Tones Bourdon (Hummel) genannt. In der Walcker-Orgel zu Frankfurt
Paulskirche war aber Bourdon offen. Auch in Frankreich heißen die größten
offenen Labialstimmen oft Bourdon. Ebenso hat Eberhard Friedrich Walcker
das Register Subbaß oft offen gebaut, so in der noch erhaltenen Orgel in
Hoffenheim.
Die großen
Gedacktregister sind grundsätzlich aus Holz gearbeitet. (Ausnahme die
Orgel im Dom zu Luzern, wo sogar eine 32' Gedacktstimme aus Metall stand).
Bei Walcker
(1909) waren die großen Gedackte in folgender Reihenfolge in
Querschnittmensur eingerichtet (Maße sind Innere Weite C):
Subbaß 16'
(196/164mm)
Bourdon 16'
(143/117mm
Liebl. Gedackt
16' (131/107mm)
Bourdon doux
16' (122/100mm)
Nach dieser
Mensurweitenaufstellung wollen wir hier die erste Charakteristik und
Einteilung vornehmen.
Subbaß 16', 32'
Untersatz 32' |
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Der Subbaß 16' sollte bei jeder Orgel im Pedal
anzutreffen sein. Walcker gibt in seiner Preislise "Holzpfeifen" von
1909 folgende drei Mensuren für das C lichter Ø an:
eng 167/138mm,
mittel 181/151mm,
weit 196/164mm
Die tiefen Pfeifen des Subbaß stellen immer
wieder im Raum Probleme vor, die auf die verschiedene Wiedergabe der
Frequenzen des Raumes begründet sein können, aber auch durch
physiologische Eindrücke. Der Subbaß wird durch Violonbass oder
Cellobass erheblich verstärkt, da diese Register Obertöne haben, die
dem Subbaß fehlen. Ganz besonders feine Wirkung erhält der Subbaß
durch Hinzuziehen von Salicional, Aeoline oder Dolce. Mit Flötenbass
oder Octavbass gemischt wird der Subbaßton runder und durchdringender.
Klangbeispiele
Subbaß
16'
Ped, Röver-Orgel Nordleda,
St. Nikolai, Bj. 1892
Subbaß 16' Ped, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden,
St.Matthias, Bj. 1907
Subbaß
16'
Ped, Röver-Orgel Drochtersen, St.
Johannis, Bj. 1895
Subbaß 16' HW,
Furtwängler-Orgel, Hemmor, Ev. Kirche Bj. 1898
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Gedacktbass
8', 16', 32' |
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zu leiser Begleitung ins Pedal ergänzend zum
Subbass und Octavbass disponiert. So hat Walcker in Kotka, Finnland,
neben Subba0 16' auch einen weichen Gedecktbass 16' dort eingebracht.
Identisch das Motiv bei der Hamburger Michaeliskriche, wo
Großgedacktbass 32' im Pedal disponiert ist.
Klangbeispiele
Gedecktbass 8' Ped, Röver-Orgel Nordleda,
St. Nikolai, Bj. 1892
Gedecktbass 8' Ped, Röver-Orgel Drochtersen, St.
Johannis, Bj. 1895
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Doppelflöte 8'
Duiflöte 8',
Flauto doppio |
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von Esajas Compenius um 1590 erfunden.
ist ein Gedackt mit zwei Labien und exakt gleichhohen Aufschnitten,
was für einen vollen, kräftigen Ton sorgt. Der Pfeifenquerschnitt ist
ein Rechteck, dessen Tiefe das Doppelte der Breite (Labium) beträgt.
Beide Kernspalten haben zusammen die gleiche Breite, wie eine
Kernspalte bei einem Gedackt. Walcker baute in Synagoge Mannheim ein
Gedackt 8' in dieser Bauweise. Von einigen Orgelbauern
wird das LG ab g mit doppelten Labien gebaut. |
Gedackt 8'
Bourdon16' |
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In der Romantik
wurden die Gedacktregister weiter in der Querschnittmensur gehalten
und oft auch höher und rund aufgeschnitten,
so dass diese Klänge sehr rund und füllig wurden. Anblasgeräusche
wurde durch diese Intonation weitgehend unterbunden. Erst wieder mit
der Orgelbewegung wurden andere Gedacktklänge gewünscht.
Klangbeispiele
Gedackt 8'
HW, Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904
Gedackt 8'
Ped, Röver-Orgel Nordleda,
St. Nikolai, Bj. 1892
Gedackt 8' HW, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden,
St.Matthias, Bj. 1907
Bourdon 16' HW, Röver-Orgel Drochtersen, St.
Johannis, Bj. 1895
Gedackt 8' HW, Röver-Orgel Drochtersen, St.
Johannis, Bj. 1895
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Lieblich Gedackt 8'
Stillgedackt, Sanftgedackt
Bourdonecho, Bourdon doux |
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von
einigen Orgelbauern wird das LG ab g mit doppelten Labien gebaut.
Ursprünglich unterscheidet es sich vom normalen Gedackt durch eine
schwächere Intonation und damit engerer Mensur. Aufschnitt nicht zu
hoch, damit deutlich Ansprache und recht trockener Klang
Klangbeispiele
Liebl.
Gedackt 16'
NW, Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904
Singend Gedackt 8'
NW, Walcker-Orgel Wemmetsweiler Bj. 1904
Liebl. Gedackt 8'
UW, Schlimbach-Orgel, Nieder-Roden,
St.Matthias, Bj. 1907
Gedackt 16'
OW, Röver-Orgel Drochtersen, St.
Johannis, Bj. 1895
Lieblich Gedackt 8'
OW, Röver-Orgel Drochtersen, St.
Johannis, Bj. 1895
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RONSDORFER KONSOLE zum KLÄNGE-HÖREN
an der Sauer-Orgel in Wuppertal-Ronsdorf
II.Manual +Ped
(das I.Manual ist unter Menüpunkt Flöten zu finden)
(die Pedalklänge kommen später - Reg. Tasten anclicken
) |
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©2005 Gerhard Walcker-Mayer
Eschringerschringerstr. 7
D-66271 Bliesransbach
gewalcker@t-online.de
®walckerorgel.de
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Bilder und
Klangbeispiele
Bildbeispiel01
Gedeckt Bourdon der Firma Weigle
aus Gerhard Walcker-Mayer Archiv
Bildbeispiel02
Subbas 16'
Schlimbachorgel Nieder-Roden
©gewalcker-archiv
2004
Bildbeispiel06
Subbaß 16 + Violon16'
aus Walcker-Orgel
Wemmetsweiler 1903#
121mmWS
Bildbeispiel03
Gedeckt 8'
aus Walcker-Orgel
Wemmetsweiler 1903
90mmWS
Bildbeispiel04
Gedackt 8'
Dalstein-Haerpfer, Remerschen,
Bj. 1890
Bildbeispiel04
Gedackt 8'
Schlimbachorgel Nieder-Roden
©gewalcker-archiv
2004
Bildbeispiel05
Gedackt 8''
Walcker-Orgel in Krefeld
©gewalcker-archiv
2004
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